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Kein dringender Bedarf an Kapazitätsmechanismen in Deutschland

Köln 21.05.2012

Seit dem politischen Beschluss zur Abschaltung von acht Kernkraftwerken fehlen in Süddeutschland 4.960 MW Kraftwerksleistung. Der Ausbau der Stromtrassen zur Anbindung Süddeutschlands an die Kraftwerke im Norden des Landes kommt nicht voran. Der Einspeisevorrang der Erneuerbaren Energien führt zu geringeren Betriebszeiten für Bestandskraftwerke, drückt den Marktpreis für Strom und verschlechtert damit die Rahmenbedingungen für Kraftwerksinvestitionen. Die Landesregierungen in Baden-Württemberg und Bayern drängen deshalb zur Sicherstellung der Versorgung auf eine schnelle Einführung von Kapazitätsmärkten, um finanzielle Anreize für den Bau neuer Kraftwerke in Süddeutschland zu schaffen.


Aber nach Ansicht von Rudolf Kastner, Vorstandsvorsitzender der EGT AG, Präsident des VfEW und Mitglied des BDEW Vorstandes, gibt es keinen dringenden Bedarf, mit Subventionen regulierend in die Stromerzeugung einzugreifen. „Das zukünftige Marktdesign muss genau überdacht werden und nationale Regulierung ist die falsche Antwort zur Realisierung eines Europäischen Binnenmarkts für Energie“, sagt Kastner in der neuen Ausgabe von „Kraftwerke | Invest“ von Enerlytics. „Wir müssen bei der Frage der Versorgungssicherheit von der nationalen zur europäischen Sichtweise übergehen. Der Ausbau nationaler und internationaler Stromtrassen muss forciert werden, um die Versorgungssicherheit durch optimale Ausnutzung verfügbarer Erzeugungskapazitäten effizient zu gewährleisten.“

 

„Der europäische Kontext ist im aktuellen EWI-Gutachten nicht berücksichtigt und die Wirkung des EWI Modells von Versorgungssicherheitsverträgen verpufft, wenn die europäischen Nachbarn zu Trittbrettfahrern werden. Ich rate von einer überstürzten Einführung nationaler Kapazitätsmärkte ab“, so Kastner. „Neben dem schnellen Bau vordringlicher Stromtrassen sollten zunächst die Ertüchtigung von Bestandskraftwerken und eine schnell umzusetzende bestandsorientierte strategische Reserve im Fokus liegen.“ Dies könnte eine Brückenlösung bis 2020 sein. Bei der Entwicklung des neuen Marktdesigns ist Sorgfalt geboten. Im Hinblick auf den zukünftigen Kapazitätsbedarf müssen dabei auch die Fördermechanismen für die Erneuerbaren Energien überdacht werden.


 

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